Hakomi ist Selbsterkundung in Achtsamkeit

Die innere Achtsamkeit ist das Herz-Element der Hakomi-Methode.

Wenn mich jemand fragt, was Hakomi ist, gebe ich gerne folgende Erklärung von Hakomi Begründer Ron Kurtz dazu: „Hakomi ist assistierte Selbsterkundung in Achtsamkeit“. Durch Achtsamkeit kommen einige sehr wirksame Elemente in den Bereich der Psychotherapie. Hakomi unterscheidet sich damit von vielen kognitiv orientierten Therapieverfahren, weil die Art und Weise der Selbstbeobachtung im Zustand der Achtsamkeit ganz andere Wege nimmt.

Der erste Schritt in Hakomi besteht häufig darin, eine andere Perspektive der Selbstwahrnehmung einzunehmen: Die innere Achtsamkeit.

Inneres Beobachten

Ein wesentliches Element der Achtsamkeit ist die Aktivierung des inneren Beobachtens. Getragen von einem Zustand nicht-bewertender, nach innen gerichteter Aufmerksamkeit entsteht ein Wechsel in der Perspektive: Die Klientin oder der Klient ist im eigenen Erleben und gleichzeitig kann die Erfahrung aus der Distanz beobachtet werden.

Der Beobachter öffnet den Zugang zur Welt der inneren Phänomene und des unbewussten Erfahrungswissens. In Achtsamkeit können lebhafte Bilder und Szenen auf der inneren Bühne entstehen, wir werden sensibel für Stimmungen, Emotionen, Gefühle und Erinnerungen, die uns im Alltagsbewusstsein meist nicht zugänglich sind. So kann das Zusammenspiel von Emotionen, Gedanken und Körperreaktionen wahrgenommen und erforscht werden, das sonst weitgehend unbewusst und automatisch abläuft.

Kooperation mit dem Unbewussten

In Akzeptanz wächst die Kooperationsbereitschaft innerer unbewusster Anteile und Abwehrmechanismen, darum folgt der Therapeut dem Prinzip der Gewaltlosigkeit, in einer annehmenden, liebevollen Grundhaltung.

Das Sensorium des Körpers

In der Körperpsychotherapie erforschen wir darüber hinaus auch die Spuren der Erfahrung auf der körperlichen Ebene. Das achtsame Wahrnehmen von Körperempfindungen, Haltung, Mimik, Gesten, Bewegung und Impulsen kann zum gespeicherten Wissen des Körpers führen und zugleich finden sich hier oft Ausgangspunkte für neue Erfahrungen.

Überlebensstrategien

Unsere Lebensstrategien sind vielfach geprägt von alten, oft schmerzlichen Erfahrungen in der Kindheit. Wir sind in der Lage, um jeden Preis, auch unter extrem schwierigen Bedingungen, zu überleben und entwickeln dazu Strategien.

Diese Verhaltensmuster folgen einer unbewussten, automatisch ablaufenden Dramaturgie. Im Verlauf des Lebens stehen sie uns dann irgendwann im Weg, werden zu Lebenskonflikten und als seelische und somatische Leiden sichtbar.

Glaubenssätze

In Hakomi wenden wir uns diesen tief verankerten Glaubenssätzen und Überlebensstrategien zu und wertschätzen den Sinn, den sie in unserem Leben (als damals wirksame Überlebensstrategien) hatten. Dabei kommen wir in Kontakt mit verdrängten Teilen unserer Persönlichkeit, mit Emotionen, die einen Ausdruck und ein Gegenüber benötigen: Jemanden der zuhört, da ist, mitfühlen kann und versteht.

Erleben, was wirklich gefehlt hat

In erfahrungsorientierten Experimenten können wesentliche Aspekte einer fehlenden Erfahrung (missing experience) symbolisch erlebt und neue Ressourcen und Möglichkeiten entdeckt werden.

Die zentralen Infos zu meiner Arbeit und der Hakomi Methode finden Sie in diesem PDF (auf das Bild klicken).

In der Sprache der Hopi Native Americans
bedeutet das Wort Hakomi: »Wer bist du?«
und gleichzeitig auch »Der, der du bist!«
Ron Kurtz, 1985

Wie passiert dabei Veränderung?

In Hakomi verstehen wir zuerst indem wir es erleben. Wir sammeln Informationen darüber: Wie habe ich mich organisiert, wie fühle ich, wie denke ich und wie handle ich.

Das meiste davon ist unbewusst und läuft automatisch ab und wir haben dabei meist keine Wahl und Handlungsfreiheit.

Es geht also darum, unseren automatischen Abläufen mit Bewusstheit zu begegnen.

Durch das achtsame Beobachten erweitern wir unseren Handlungsspielraum, indem wir verstehen, was wir tun. Dieser Prozess der Bewusstseinsentwicklung bedeutet schon einen riesigen Schritt in die Transformation.

Im geschützen Raum der therapeutischen Beziehung gibt es dann die wunderbare Möglichkeit, neu Handlungsweisen auszuloten, so entstehen Wege im Gehen.

»Du kannst erst tun was du willst,
wenn du weißt, was du tust.«
Moshé Feldenkrais

Widerstand & Gewaltlosigkeit

Gewaltlosigkeit in der Psychotherapie? Das sollte doch ein Selbstverständlichkeit sein.

Der Wunsch nach Veränderung ruft aber häufig Widerstände in uns hervor, denn Gewohnheiten beinhalten ja auch immer eine Sicherheit unseres Verhaltens.

Unsere Gewohnheiten sind vielfach von alten Rollen und Mustern durchdrungen, die wir unbewusst spielen. In Hakomi verstehen wir diese Rollen unserer Persönlichkeit nicht als Widersacher, die Veränderung verhindern, sondern als Partner.

Wir schwimmen mit dem Strom des therapeutischen Prozesses, indem wir beobachten und vertiefen, wie sich das System unseres Verhaltens in jedem Moment organisiert und nicht, indem wir Tipps für ein besseres Verhalten geben.

In Hakomi akzeptieren wir Menschen mit allen Aspekten ihrer Persönlichkeit und anerkennen damit auch Aspekte, die sie selbst vielleicht ablehnen. Darum ist der Aspekt der Gewaltlosigkeit tief in der Methode verwurzelt.

»Indem wir unsere Gegenwart umwandeln,
verwandeln wir auch unsere Vergangenheit.«
Thích Nhất Hạnh