„Die Weite des Himmels“
Datum & Uhrzeit
Wochenendworkshop Samstag 28. Juli 2025 von 10-13 & 15-18 Uhr und Sonntag 29. Juli 2025 von 10-14 Uhr
Freie Plätze
Ort
Kosten
Leitung
Hinweise
"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." (Deutsches Grundgesetz, Artikel 1)
"Wir brauchen das angesehen werden - gesehen werden - des anderen. Wenn das Ansehen verloren geht, entsteht der Affekt der Scham." (Joachim Bauer, Vortrag über den Affekt der Scham, 2017)
"Es geht um den liebenden Blick - dass ich im Wesenskern liebevoll gesehen werde - und dass ich dieses Erkanntwerden aushalte." (Victor Chu: Scham & Leidenschaft, 2014)
„Die Scham muss die Seite wechseln!“ (Graffiti in Hannover - wenn Beschämung stattgefunden hat und wir uns verbergen, obwohl uns keine Schuld trifft, 2025)
Scham ist eine extrem zersetzende Emotion, die uns den Atem eng macht, extrem verwirrt, unsere klaren Gedanken raubt, uns mit Emotionen überflutet, die uns erstarren lässt. Die Kunst besteht darin, mit diesen zahlreichen Emotionen umzugehen, uns zu ermöglichen, durch diese starken Emotionen hindurch zu gehen. Dann können sich Enge und Erstarrung lösen und die Weite des Himmels wieder spürbar werden.
Ein riesiges, tiefes und wichtiges Thema von individueller, gesellschaftlicher und kultureller Dimension! Wir widmen uns diesem so wichtigen Feld darum mit allem gebührenden Respekt und Vorsicht und werden in sehr kleinen Schritten eine Annäherung an mehr Sicherheit, Grenzen und Klarheit knüpfen.
Bindungsverletzungen um das Thema Scham- & Schuldgefühle heilen in vertrauensvollen, sicheren und klaren Beziehungen. Darum kann die Gruppe ein Heilmittel gegen Scham- & Schuldgefühle sein. In diesem erfahrungsorientierten Workshop gibt es ein respektvollen, sicheren und wertschätzenden Rahmen, in dem Kontakt entstehen kann und jeder einzelne gesehen wird.
Wenn Scham kommt möchten wir wegsehen, weglaufen, aus der Haut fahren, im Erdboden versinken. Scham kann sogar ansteckend sein, wir können uns für andere schämen, es gibt übernommene Scham und Schuld (Erbschuld). Für einige Menschen ist die Scham gar nicht spürbar, ist maskiert, kommt als diffuse Angst oder als Angriff- oder Fluchtimpuls daher, bleibt tief verborgen unter anderen Emotionen. Und obwohl sie so allgegenwärtig ist, wird doch kaum über diese so zentrale und unser Leben prägende Emotion gesprochen. Wir sehen oft nur noch die Folgen der Scham: Entwertung, Einsamkeit, Rückzug, Angst, Depression, Sucht, Armut, Ausgrenzung und Gewalt.
Scham schützt auf der anderen Seite unseren innersten Wesenskern, behütet unsere Unschuld, bewahrt unsere Würde, Identität und Integrität.
„Wir sagen: »Kinder sind unschuldig.« Das stimmt. Aber was meinen wir damit? Damit bringen wir ein außergewöhnliches Phänomen zum Ausdruck: nämlich die Tatsache, dass Kinder in ihrem Wesenskern offen sind. (..) Sie haben noch keine Schutzhülle darum aufgebaut. Sie können sich daher nicht schützen. Alle Kontakte, die sie aufnehmen, sind intimer Natur. Jeder Blick, jede Berührung berührt ihr Wesen. Sie sind durchlässig für das »Unsichtbare« - für die Gedanken, die Stimmungen ihrer Umgebung, sei es in ihrer Familie, sei es in der Natur draußen.“ (Victor Chu: Scham & Leidenschaft, 2014)
Wenn wir in unserem familiären Umfeld dauerhaft Beschämung erleben, verinnerlichen wir die Scham der Zurückweisung tief in uns und es kann passieren, dass wir uns selbst ebenfalls ablehnen, uns für alles verantwortlich und schuldig fühlen. Für alle Menschen, die eine solche tief empfundene Schuld und Scham in sich tragen, ist es wichtig zu erkennen: Das eigentliche Versagen liegt nicht in uns, sondern in den Unzulänglichkeiten unseres Umfeldes. Unsere Bezugspersonen haben ihre Verantwortung nicht auf eine Art übernommen, wie es für unsere Entwicklung notwendig gewesen wäre, die Grenzen waren nicht klar, es wurde weggeschaut, wir wurden nicht gesehen, die Verantwortung wurde nicht übernommen, wir wurden vielleicht sogar schlecht gemacht, beschuldigt, entwertet oder mussten körperliche Gewalt erleben.
In diesem erfahrungsorientierten Workshop gibt es Gelegenheit, Aspekte der eigenen Prägungen durch das Thema Scham, Schuld und Würde zu erkunden. Da das Thema mehrere Wochen Workshop füllen könnte, widmen wir uns einigen zentralen und wesentlichen Aspekten:
- Unterscheidung: Natürliche und destruktive Scham
- Die Bedeutsamkeit von Würde und Stolz
- Hintergrund zum Thema Scham, Schuld und Würde
- die Masken der Scham
- Scham und die Bedeutung von Grenzen
- der Rhythmus von Kontakt und Rückzug
- Regulation des Nervensystems
- die Bedeutung von Mitgefühl, Unterstützung, Raum und Gegenüber
- die fehlende Erfahrung (Missing Experience)
- die Verkörperung (Embodyment) von Scham, Stolz und Würde
- Heilsame Räume öffnen: Was kann bei Scham und Schuld helfen
Das ist ein Workshop und kein Seminar über die zahlreichen Theorien von Scham, Schuld & Würde! Dennoch gebe ich im Kontext der Übungen wesentliche theoretische Aspekte hinzu. Wir verwenden unseren eigenen Erfahrungs- und Forschungsgeist, Elemente erfahrungsorientierter, körperpsychotherapeutischer und bindungsorientierter Methoden: SATe - Somatic Attachment Therapy & Experience, Somatic Experiencing, Somatische Traumatherapie und Hakomi - Achtsamkeitsbasierte Körperpsychotherapie.
Photo: Thank you! Mohamed Nohassi at Unsplash